25. April 2016 – wahrscheinlich bereiten wir uns bald auf die Rückreise in die Schweiz vor. Mehr als sechs Monate haben wir in Südamerika verbracht, eine Sommerzeit mit einmaligen Sonnenuntergängen, aber auch ungewohnt frischen Tagen und viel Regen – El Niño lässt grüssen. Gerade mal ein einziger Bericht hat es auf Flying Kefi’s Blog geschafft. Was lief hier falsch?
Demgegenüber steht eine Zahl, mit der wir nicht gerechnet haben: 43 Arztbesuche im Hospital Británico oder einer der Augenkliniken in Montevideo. Es vergingen vier Monate, in denen es nichts gab, über das wir gerne berichtet hätten – eine Zeit, die uns den Wert der Gesundheit wortwörtlich vor Augen führte.
Nun können wir das kulinarische und kulturelle Leben in Montevideo wieder geniessen. So hat mich „El profesor del Humor“ Diego Delgrossi mit seinem Auftritt im Mirando Mundos zu diesem Beitrag inspiriert.
„Wieso Uruguay?“, eine Frage, die uns Einheimische wie Touristen regelmässig stellen. Liebe auf den ersten Blick? Nein, es brauchte etwas Zeit bis der Funken sprang. Ein Dank an Diego Delgrossi für seine ausgezeichneten Darstellungen, die unsere Eindrücke so wunderbar auf den Punkt brachten. Treffender könnte unsere Antwort nicht sein. 🙂
Hier ein kurzer Programmausschnitt, frei übersetzt 😉
„Wie ist Uruguay? Wie muss es dem deutschen Rentner ergehen, der in Miami in eines der grossen Kreuzfahrtschiffe steigt… quer durch die traumhafte Karibik gondelt… in Bahía – wo die Lebensfreude nur so blüht – einen Zwischenhalt macht… und danach in Uruguay, im Hafen in der Altstadt von Montevideo einfährt?
Es ist der 14. Januar, ein Sonntag, 38 Grad im Schatten und eine Feuchtigkeit, die jeden – wie die Uruguayos sagen – umbringt. Kein Mensch ist auf der Strasse, absolut niemand. Während er aus dem gekühlten Luxusdampfer steigt – in dem er friedlich Golf spielen oder gar Pferde reiten könnte – blickt er in eine kalte, braune Brühe. Aus ist der Traum vom türkisblauen Wasser und von Samba tanzenden Schönheiten. Nichts ist los an diesem Sonntag, aber auch gar nichts. Die Uruguayos sind ausgeflogen… mit ihren Familien… nach Paloma.“
Zwischenbemerkung: „Es ist feucht und grau, kein Mensch auf der Strasse. Die Altstadt wirkt verfallen und heruntergekommen… grässlich, trostlos… WAS mache ich hier?“, so klang Dieters erster Eindruck. „Wir haben schon den ganzen Tag das Gefühl, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein“, meinte ein deutsches Ehepaar, das für einen schönen Tango-Abend tatsächlich im falschen Lokal gelandet ist. Ja, es kann vorkommen, dass in einem Moment der „tristeza“ die vielen schönen historischen Gebäude und freundlichen Ecken unbemerkt bleiben. Doch zum Glück hält am Montag das Leben samt Sonne wieder Einzug. 🙂
Und so ging es bei Diego Delgrossi weiter:
„Das Schöne an Uruguay ist, es ist ein friedliches Land. Wir sind gute Leute, sind solidarisch, freundlich und sprechen miteinander. Uruguay ist das einzige Land in Südamerika mit fünf Präsidenten, die noch leben und sich gemeinsam über Probleme und Lösungen unterhalten, anstatt sich gegenseitig zu prozessieren – ohne gegenteilige Beweise ein Zeichen, dass die „República Oriental del Uruguay“ funktioniert.
So ist Uruguay. Die Leute lieben es zu reden. Sie reden über alles und mit jedem. Der Taxifahrer spricht über die Politik, der Politiker über die Gesundheit… der Pazifist über das Militär. Ist das schlecht? Nein, es ist gut!
Doch ein Uruguayo sagt nie, es geht ihm gut. Es ist nicht Teil unserer Kultur zu sagen, dass es uns gut geht. Wenn du sagst, es geht dir gut, bist du entweder Ausländer oder du bist verrückt. Selbst wenn ein Uruguayos eine Million gewonnen hat, windet er sich mit einem „Jeein“, denn er muss noch acht Strassenblöcke weit gehen, ganze 4 Kilometer, um das Geld abzuholen. Nein, die Uruguayos sind nicht schwierig, sie sind komplex.
Wenn man von uns sagt, Uruguay sei die Schweiz von Südamerika, nicken die einen, die anderen winken ab. Ich meine, die Schweizer sollten sich überlegen, ob sie nicht das Uruguay von Europa sind.“
An dieser Stelle möchte ich schliessen, mit einer möglichen Antwort auf die Eingangs-frage: „Die Schweiz und Uruguay sind sich in einigen Dingen ähnlich und doch so unterschiedlich. Darin liegt für uns der Reiz.“
Noch ein paar Impressionen aus dem Mirando Mundos, Galería Turística (Paseo artesanal, gastronómico y artístico), eine bunte, fröhliche, lebhafte Nische in der Altstadt von Montevideo:
Mein Lieblingsrestaurant in der Altstadt: LUCCA Bistró y Café